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HR1
Sendung HR-START von 6:00 - 8:00 Uhr Freitag, 14.11.1997 ca. 7:45 Uhr |
Mitschrift eines Hörers: |
Für viele Frankfurter waren sie eine einmalige Gelegenheit, an
eine günstige Wohnung zu kommen: die ehemaligen US-Siedlungen, die
nach dem Abzug der Amerikaner an die Stadt gingen und seitdem von einer
Holding verwaltet wird und vermietet wurden.
Schon im letzten Jahr gab es Anzeichen, daß mit einigen dieser
Wohnungen etwas nicht stimmen könnte. Jetzt hat sich der Verdacht
erhärtet. Untersuchungen bestätigen, daß in mehreren Fällen
hochgiftige Insektizide und
Haarausfall, starke Kopfschmerzen, häufiges Nasenbluten, Übelkeit, vermehrte Erkältungskrankheiten, Unwohlsein, Konzentrationsschwäche und merkwürdige Gerüche. Das sind nur einige Punkte, die in der Edwards-Siedlung unter den Mietern zu Grübeleien und Diskussionen führte. Keiner wußte bis jetzt eine Erklärung. Nur eines war sicher: viele Bewohner leiden unter den gleichen Symptomen. Und das erst seit dem Umzug in die ehemaligen US-Wohnungen. In Eigeninitiative ließen Betroffene ihre Wohnungen durch staatlich anerkannte Institute auf Schadstoffe untersuchen. Das Ergebnis ist verheerend: Die untersuchten Wohnungen weisen stark überhöhte Werte der Chemikalie PAK auf. Eine Substanz, die als krebserregend gilt. Das Gesundheitsamt meint zu glauben, wo die Stoffe herkommen. Dazu Amtsleiterin Margarete Peters: „Wir gehen davon aus, daß es - auch entsprechend der Untersuchungen - daß es der Kleber ist, der im Fußboden sich befindet und daß es minimale, aber dennoch Stoffe sind, die bei der Holzverarbeitung der einzelnen Wohnbereiche verwandt worden“. Nach Angaben der Mieter soll die städtische Wohnungsgesellschaft bereits seit 1996 von der Belastung in mindestens einer der Wohnungen gewußt haben. Doch bislang hat sie nichts unternommen. Ein entsprechendes Gutachten durften die Betroffenen auf Nachfrage einsehen. So einen Satz der Mieter: „Bei der Einsichtnahme dieser Gutachten konnten wir dann nur erkennen, daß das durchführende Institut verschiedene Maßnahmen vorgeschlagen hat - auch von weiterführenden Gutachten - , daß die aber nicht in dem vollen Umfang nach unserem Wissen vom Vermieter durchgeführt worden sind, so wie es das durchführende Institut vorgeschlagen hatte. Das waren die Maßnahmen, daß einmal Hausstaubuntersuchungen durchgeführt werden sollten und Raumluftuntersuchungen“. Ein schwerer Vorwurf, dem die städtische Wohngesellschaft entgegentreten
muß.
Aber auch Ungeborenen droht Gefahr, wie Frau O. vor der Geburt ihres Kindes feststellen mußte: „Zu diesem Zeitpunkt war ich in Umständen. Kurz vor der Entbindung machte mir natürlich auch Sorgen, weil ich stillen wollte, ob halt meine Muttermilch nicht vielleicht belastet wäre, so daß ich halt da vielleicht gar nicht stillen konnte. Ich habe dann auch meine Muttermilch untersuchen lassen und auch da waren mit den entsprechenden Schadstoffen erhöhte Werte festzustellen.“ Aus diesem Grund sieht das Frankfurter Gesundheitsamt einen sofortigen Handlungsbedarf. Noch einmal Margarete Peters Amtsleiterin des Stadtgesundheitsamtes: „Das Gesundheitsamt ist seit Anfang diesen Jahres genauer gesagt seit Februar diesen Jahres mit der Problematik befaßt und das Gesundheitsamt steht -um das vorwegzunehmen- auf dem Standpunkt, daß bei den derzeitig bekannten Befunden zumindest für die Kinder eine Sanierung der Fußböden und der Holzeinbauten erforderlich ist. Deshalb auch der Hinweis des Gesundheitsamtes sehr früh, daß man eine Sanierung für erforderlich hält“. Seitdem ist wieder Zeit vergangen und die Wohnungsgesellschaft verschanzt sich hinter ihren Gutachten . Saniert wurde noch keine der betroffenen Wohnungen. Völlig unklar ist noch das Ausmaß wieviel der insgesamt 1800 Wohneinheiten belastet sind, denn in der Bausubstanz sind die Häuser alle ähnlich. Das Gesundheitsamt hat deshalb dem Vermieter zur Auflage gemacht , weitere Wohnungen untersuchen zu lassen. Sollten auch diese Untersuchungen zeigen, daß die Wohnungen mit Schadstoffen belastet sind , droht der städtischen Wohnungsgesellschaft eine millionenteure Generalsanierung. |
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(Live Interview:)
Krebserregende Stoffe die aus dem Boden quellen und sich mit dem Hausstaub mischen, giftige Insektenvernichtungsmittel in Einbauschränken, in denen Kleider, Spielsachen und Lebensmittel aufbewahrt werden. Das ist ein Alptraum für jeden Mieter . In Wohnungen der ehemaligen US-Siedlungen in Frankfurt sollen solche Stoffe gefunden worden sein. Das Gesundheitsamt hat Alarm geschlagen. Die Stadt habe bisher nicht reagiert auf das, was man da gefunden haben will. HR1:
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HR1
Sendung HR-AKTUELL Freitag, 14.11.1997 ca.17:50 Uhr |
Mitschrift eines Hörers: |
Gerüchte und Gerüche waren es, die sie stutzig gemacht haben:
die Bewohner einer Frankfurter Siedlung und sie wurden aktiv.
In diesem Jahr haben mehrere Bewohner der Edwards-Siedlung in Berkersheim in Eigeninitiative ihre Wohnungen auf Schadstoffe untersuchen lassen. Anlaß waren Gerüchte über gesundheitsgefährdende Stoffe in den ehemaligen US-Wohnungen und undefinierbare Gerüche. Die Untersuchungen wurden nach Mieterangaben durch staatlich anerkannte Institute durchgeführt. Die untersuchten Wohneinheiten wiesen den Angaben zufolge stark überhöhte Werte des krebserzeugenden Stoffes PAK auf. Eine besondere Gefährdung geht - so haben sie erfahren - hier vor allem vom Hausstaub aus, der sich am Boden befindet. Hier sind nach Angaben des städtische Gesundheitsamtes vor allem Kleinkinder gefährdet. Denn durch das Spielen am Boden durch Krabbeln oder durch Ablutschen auf dem Boden liegender Spielsachen könnten - so heißt es - die Stoffe von den Kindern aufgenommen werden. Daher sieht Margarete Peters, die Leiterin des Gesundheitsamtes Frankfurt sofortigen Handlungsbedarf: „Ich stehe auf dem Standpunkt, daß bei Stoffen, die die Gefahr einer Krebsentwicklung beinhalten, daß da ein dringender Sanierungsbedarf da ist. Nicht nur für Kinder, sondern generell für alle Bürger. In diesem Fall ist es aber so, daß die Raumluft-Messungen keine Werte ergeben haben, die für eine Gefährdung sprechen. Die Haustaubmessungen wiesen aber eindeutig Ergebnisse auf , die insbesondere für Kleinkinder eindeutig eine Gefahr bedeuten. Deshalb auch der Hinweis des Gesundheitsamtes schon sehr früh, daß man eine Sanierung für Erforderlich hält.“ Und genau hier liegt das Problem. Die städtischen Wohnungsgesellschaft
bezieht sich auf ein Gutachten von Fresenius, das bei der Raumluftmessung
keine gesundheitsgefährdenden Stoffe festgestellt habe.
„Ich muß sagen, was mich als Mieter einer solchen ehemaligen US-Wohnung so betroffen macht, ist die Tatsache, wie der Herr Junker und die jeweiligen Wohnungsgesellschaften mit dieser Problematik umgehen. Besorgten Eltern wird einfach erzählt, es gäbe keine Schadstoffe in den Wohnungen. Ich muß sagen, ich finde es als arrogant und ignorant, wie Herr Junker mit den Empfehlungen der Gutachter und des Stadtgesundheitsamtes umgeht, indem er sagt, daß es keinen Handlungsbedarf gäbe und nur alles eine Panikmache sei. Ich sehe zum Beispiel einen eklatanten Widerspruch zwischen den Aussagen des Stadtgesundheitsamtes und von Herrn Junker.“ Daß die städtische Wohnungsgesellschaft eine objektive Beurteilung
in dieser Auseinandersetzung anstrebt, hat sie deutlich gemacht, indem
sie weitere Gutachten einholen will. Untersucht werden sollen in 3 weiteren
Wohnungen die Raumluft und der Hausstaub. Bis die Ergebnisse vorliegen,
rät Margarete Peters, Leiterin des Stadtgesundheitsamtes:
Ein Bericht von Ute Polak |
HR 1 vom 18.02.1998 |
Mitschrift einer Höhrerin |
Wir haben hier im Rhein-Main-Journal mehrfach darüber berichtet,
die 2.600 ehemaligen US-Wohnungen sind mit krebserzeugenden polyzyklischen
aromatischen Kohlenwasserstoffen, kurz PAK, belastet. Hierfür verantwortlich
ist offensichtlich der Parkettkleber. Ein Gutachten jagte nun das andere,
unterschiedliche Meßverfahren wurden angewandt und stark schwankende
Werte waren die Folge.
Auch eine Expertenanhörung vor zwei Wochen hatte nicht viel mehr Licht ins Dunkel gebracht, denn Erfahrungen mit den PAK’s fehlen noch weitgehend. Daniela Sommer bilanziert: Daniela Sommer:
Barbara Wirtz:
Doch das Bundesvermögensamt, der Eigentümer eines Teils der Wohnungen, tue so, als ginge es die ganze Sache nichts an. Keinerlei Untersuchungen würden vorgenommen und Sanierungsabsichten gebe es schon gar nicht. Dafür liege kein Grund vor. „Wir haben bereits Parkettproben entnommen“ kontert der Frankfurter Amtsleiter Karl Ludwig Brückmann, „die Besorgnis der Mieter würde durchaus ernstgenommen“. Karl Ludwig Brückmann:
Frank Junker:
Staatlich bestimmte Richt- und Grenzwerte sind erforderlich. Doch ob die jemals festgesetzt werden, ist völlig offen. Elmar Rothe, Mietersprecher der Städtischen Wohnungen, fordert Klarheit: Elmar Rothe:
Es dürfe nicht noch mehr Zeit verstreichen, endlich müsse auch nach Schädlingsbekämpfungs- mitteln gefahndet werden, die bereits ermittelt worden seien. Schließlich sind die akuten Gesundheitsbeschwerden der Mieter nicht auf den Parkettkleber zurückzuführen, so das Städtische Gesundheitsamt. Und wenn weiterhin nichts passiere, werde wohl jede zweite Familie ausziehen. Die ersten Kündigungen sind bereits geschrieben. von Daniela Sommer |
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