Im Februar 1997 hatte eine
Mieterin einer Frankfurter US-Wohnung wegen gesundheitlicher Probleme den Verdacht einer Schadstoffbelastung
in ihrer Wohnung. Sie beauftragte das ARGUK-Umweltlabor in Oberursel/TS. eine Wohnraumuntersuchung
auf Schadstoffe durchzuführen.
Ergebnis des ARGUK-Gutachtens:
Es wurden stark überhöhte Werte von PAK, DDT, PCB und Chlorpyrifos
im Hausstaub nachgewiesen.
Die Mieterin informierte
daraufhin das Stadtgesundheitsamt der Stadt Frankfurt am Main, mit dem sie bereits in Kontakt gewesen war.
Im Mai 1997 beauftragte der
Vermieter (Mibau) ein erneutes Gutachten der Wohnung der Mieterin. Es wurden
Material und Raumluftproben (Dauer: 3 Stunden) genommen. Eine Hausstaubprobe
wurde nicht erneut in Auftrag gegeben.
Im Juli 1997 erfuhren andere
Mieter auf Nachfrage bei ihrem Vermieter der Wohnheim GmbH (Frankfurt Holding),
daß bereits im Jahr 1996 Wohnräume auf Schadstoffe untersucht
wurden:
Im April 1996 hatte der Vermieter
(Wohnheim GmbH) ein Gutachten einer Materialprobe (Parkettboden) in Auftrag
gegeben.
Ergebnis:
Die Materialprobe war stark mit PAK belastet. Empfehlung der Gutachter:
Hausstaub- und Raumluftmessungen.
Im Mai 1996 wurden dann nur
Raumluftmessungen in Auftrag gegeben. Es ließen sich nur einige PAKs
mit überhöhten Werten nachweisen. Die Gutachter waren hierdurch
der Meinung, daß ein gesundheitliches Risiko weitgehend ausgeschlossen
werden könnte.
Zurück zum Juli 1997:
einige Mieter wandten sich nun -mit dem Wissen, daß die ehemaligen
US-Wohnungen mit Schadstoffen belastet sein könnten- an den Vermieter
und das Stadtgesundheitsamt Frankfurt.
Der Vermieter bestritt daraufhin
die eventuelle Belastung der Wohnungen mit Schadstoffen und sah keine Notwendigkeit
zum weiteren Handeln.
Die Mieter wandten sich in
ihrer Verärgerung an die Medien. Daraufhin gab es am 14.11.97 im HR1
einen ersten Radiobericht über die Schadstoffproblematik ehemaliger
US-Wohnungen.
Kurz danach am 17.11.97 fand
in der Edwardssiedlung (Berkersheim) eine erste Mieterversammlung zu diesem
Thema statt. Das Stadtgesundheitsamt und die ABG Frankfurt Holding ließen
sich wegen Terminproblemen entschuldigen.
Am 18.11.97 lud die ABG Frankfurt
Holding Mieter der Platen-, Hügel-, und von Steubenhousing zu einem
allgemeinen Mieterabend in der Platenhousing ein. Eine Belastung der Wohnungen
mit Schadstoffen wurde vom Vermieter weiterhin ausgeschlossen: Eine Sanierung
der Wohnungen sei nicht nötig!
Ende November 1997 veranlaßte
die ABG Frankfurt Holding in Absprache mit dem Stadtgesundheitsamt Frankfurt
am Main in 8 Wohnungen "repräsentative" Raumluft- und Hausstaubuntersuchungen.
Gleichzeitig wurden vom Stadtgesundheitsamt
Frankfurt am Main Urinproben von 70 Kindern aus den Housings und 30 Proben
von "unbelasteten" Kindern zur Analyse auf Stoffwechselprodukte von PAK
im Urin genommen.
Ergebnis
der im Dezember 1997 gemessenen Holding-Gutachten: in fünf Wohnungen
wurden stark erhöhte Werte von Schadstoffen gefunden. Diesmal ließen
sich auch PAKs in der Raumluft nachweisen. Zudem fanden die Gutachter auch
Pestizide im Hausstaub.
Im Januar 1998 verteilten
die Initiativgruppen ein Informationsblatt an alle Mieter der ehemaligen
US-Housings in Frankfurt.
Aufgrund des Infoblattes
der Initiativen wandten sich innerhalb weniger Tage hunderte von Mietern
an die Ansprechpartner. Die Mieter klagten über massive gesundheitliche
Probleme wie Hautausschlag, Atemwegserkrankungen, Asthma, massive Kopfschmerzen,
usw. und verlangten eine bessere Informationspolitik
Januar 1998: Gründung
von weiteren Mieterinitiativen der ehemaligen US-Housings. Mieter des Bundes
organisieren sich. Es wurde eine Arbeitsgruppe der Initiativen gegründet,
in der die wichtigsten Informationen zusammenlaufen und der Kontakt zu
dem Stadtgesundheitsamt, Vermietern und Medien koordiniert werden soll.
Da das Stadtgesundheitsamt
und der Vermieter vorerst keine Notwendigkeit zu weiteren umfassenden Untersuchungen
der Wohnungen sah, entschlossen sich viele Mieter, auf eigene Kosten den
Hausstaub ihre Wohnungen untersuchen zu lassen.
Ergebnis: Es wurden unterschiedliche
hohe Werte von PAKs gefunden und leider auch teilweise stark überhöhte
Werte von Pestiziden wie DDT und Chlorpyrifos, und PCB usw.
Ende Januar 1998 wurden die
Urinergebnisse nach einer Bewertung von Frau Dr. Heudorf veröffentlicht.
Obwohl die Werte nur sehr bedingt aussagefähig sind, sieht das Stadtgesundheitsamt
keine erhöhte Belastung der Kinder in den Housings.
Am 05.02.98 fand ein Expertenhearing
in Frankfurt am Main statt. Die Zielsetzung des Hearings wurde nicht klar
genannt. Die Vermieter erhofften sich, einen "Sanierungseingreifwert" bzw.
"Sanierungszielwert" durch das Hearing zu erhalten.
Ergebnis des Hearings: Es
besteht eine erhöhte Gesundheitsgefahr - besonders für die Kinder
! Konsequenzen und Handlungesmaßnahmen leiteten die zuständigen
Behörden aber leider nicht ein. Die Folge: Wir alle leben immernoch
mit unseren Kindern in den Wohnungen ohne daß sich etwas geändert
hat.
Am 24.02.98 fand ein "Runder
Tisch" zum Thema Schadstoffe statt:Die zuständigen Behörden
(Gesundheitsdezernat, ABG Frankfurt Holding, Bundesvermögensamt) waren
aber nicht bereit, Maßnahmen einzuleiten, die an der Belastungssituation
in den Wohnungen etwas ändern würde. Es wurde lediglich bestätigt,
daß in allen Wohnungen nur auf PAK untersucht werden soll.
Forderungen der Initiativen wonach bei Wohnungen mit hohen nachgewiesenen
Belastungen sofort gehandelt werden solle (Einleitung von Sanierungsmaßnahmen),
wurden nicht akzeptiert. Auch soll nicht weiter großflächig
auf Pestizide und PCB untersucht werden.
Die Initiativen waren vom
Ergebnis des Runden Tisches sehr enttäuscht.
Der öffentliche Druck
muß also weitergehen.
Zur Zeit suchen viele Familien
neue Wohnungen, weil Sie befürchten, daß die Sanierung der Wohnungen
nicht erfolgen wird.